Die gute Nachricht zuerst: Es geht wieder los! Seit Pfingsten sind wieder Führungen möglich. Derzeit ist die maximale Teilnehmerzahl bei Naturführungen auf 15 begrenzt und wie letztes Jahr auch, müssen die Kontaktdaten der Teilnehmenden erfasst und zwei Wochen lang aufbewahrt werden. Auch die AHA-Regeln gelten weiterhin, aber das ist ja inzwischen für uns alle bereits zur Routine geworden. Ich freue mich darauf, wieder mit Ihnen zu und durch die Kräuter zu wandern. Meine Angebote finden Sie weiter unten. Vorab schon mal zwei Tipps für kommendes Wochenende: Spaziergang durch den „offenen“ Bauerngarten bei Hemme Milch und Un-Krautführung in der Blumberger Mühle. Das war die gute Nachricht und die schlechte gibt es heute nicht … Dafür aber einen kurz gehaltenen Beitrag zum Titelfoto: Walnuss – die welsche Nuss Ursprünglich im Orient zu Hause, kam die Walnuss (Juglans regia) wahrscheinlich über Italien und Frankreich zu uns. „Wal“ und „welsch“ haben beide den gleichen Ursprung; es war die alte germanische Bezeichnung für die Römer und romanisierten Kelten. „Welsch“ wurde auch für fremdländisch im Allgemeinen gebraucht. |
Die spätfrostempfindlichen Walnussbäume werden in erster Linie wegen ihrer schmackhaften, fettreichen Früchte und wegen des edlen Holzes angebaut. Weniger bekannt hingegen ist die Verwendung der Blätter – innerlich als Tee bei Magen-Darmkatarrhen und zur allgemeinen Stärkung, – äußerlich als Umschlag, Waschung oder Bad bei Hautentzündungen. Aufgrund der Gerbsäure wirken die Blätter adstringierend, entzündungshemmend, juckreizlindernd, schmerzstillend und gewebestärkend. Der Tee erinnert vom Geschmack ein wenig an Schwarztee – enthält jedoch keine Koffein. Die Blätter (Fiederblätter ohne die Mittelrippe) werden jetzt im Juni um Johanni gesammelt und rasch an einem schattigen, luftigen Ort getrocknet. Man bewahrt sie dann in einer gut schließenden Dose dunkel und trocken auf. Bemerkenswert ist, dass unter Walnussbäumen kaum andere Pflanzen wachsen. Verantwortlich dafür ist das Juglon, eine Substanz, die aus den Walnussblättern ausgewaschen wird und im Boden auf andere Pflanzen keim- und wachstumshemmend wirkt. Aus diesem Grunde ist es auch nicht ratsam, Gartenbeete mit Walnusslaub zu mulchen oder das Laub ins Hochbeet zu schichten. In Erdmieten hingegen kann das Walnusslaub unliebsame Nager von den kostbaren Möhren und anderen Wurzelgemüsen fernhalten. |
Autor: Marina Delzer
Mohnblüte im Abendlicht
… kurz bevor sie sich öffnet …
Willkommen im offenen Bauerngarten
Am ersten Juniwochenende gibt es mehrere Kräuterführungen durch den Bauerngarten der Firma Hemme Milch in Schmargendorf. Mehr dazu finden Sie hier
Mit Abstand genießen …
Neulich am Futterhäuschen …
im Winter traut sich der Kernbeißer auch mal in die Siedlungen, wenn’s was zu futtern gibt…
Kräuternachrichten Nr. 15 – Februar 2021
Liebe Kräuterfreundinnen,
liebe Kräuterfreunde,
was für ein Jahr, dieses 2020, das nun hinter uns liegt… Vor 12 Monaten haben wir nach China geblickt und gespannt die rasante Entwicklung dort verfolgt. Inzwischen sind wir selbst im dritten Lockdown, Corona hat das ganze letzte Jahr geprägt und tut es noch immer.
Maske tragen ist Alltag – auch, dass wir uns nicht einfach mit Freunden, mit der Familie treffen können. An Reisen ist momentan nicht zu denken. Vor diesem Hintergrund möchte ich heute mit einer kleinen Geschichte beginnen, sie handelt
Von der Kraft der Imagination
Seit vielen Jahren verbringen wir Ende Januar ein Wochenende an der Ostsee, Zinnowitz, Insel Usedom. Die Aussicht auf dieses Wochenende rettet mich jedes Jahr durch den langen, oft sehr trüben Uckermarkwinter. Danach, an Lichtmess, werden die Tage schon spürbar länger und bald beginnt es sich draußen wieder zu regen, die ersten Kräuter sprießen.
Dieses Jahr ist nun alles anders. Wir sind im Lockdown, Reisen ist nicht möglich.
Also begaben wir uns auf eine virtuelle Reise: Wir planten ein Wochenende, so als ob es tatsächlich stattfände. Wir genossen die Vorfreude, schon mehrere Tage vor „Abreise“. Tranken bei Ankunft am Freitag Abend einen Begrüßungssekt, nahmen uns Zeit für gute Gespräche, zum Lesen, langweilten uns auch mal abends vorm Fernseher. Der Computer blieb das ganze Wochenende aus. – Alles wie im echten Urlaub.
Bei unseren ausgiebigen Spaziergängen, hier im Nationalpark lauschten wir dem Wind in Kiefernkronen – das war unser Meeresrauschen. Die Galower Berge, eine wunderbar bewegte Hügellandschaft aus lauter Wiesen, waren unsere Dünen. Und dahinter war das Meer.
Abends kochten wir die Gerichte, die wir in unserem Lieblingsrestaurant in Zinnowitz essen würden und blödelten herum, indem wir uns mit den anderen (imaginären) Gästen und mit der Kellnerin unterhielten.
Wir wechselten die Rollen, waren mal Servicepersonal (wir mussten ja selbst kochen und das Frühstücksbuffet richten), waren Gäste. Haben uns an den schön gedeckten Tisch gesetzt, das Essen genossen, die Erlebnisse des Tages ausgetauscht.
Alles wie im richtigen Urlaub. Und es ging uns gut, richtig gut. Wir gingen super erholt in die neue Woche.
Fazit: Nachahmung ist unbedingt zu empfehlen!
Wenn Sie sich jetzt fragen, was das alles mit Kräutern zu tun hat, dann möchte ich den Bogen schlagen vom Bernstein – einem viele Millionen Jahre alten fossilen Harz – (mit etwas Glück kann man ihn beim Ostseespaziergang finden) zu den rezenten Harzen. Dem heimischen Kiefern- und Fichtenharz, dem orientalischen Weihrauch, der auch Olibanum heißt, und einen festen Platz in der modernen Naturheilkunde hat.
Über die Baumharze
Bernstein kommt überall auf der Welt vor. Er entstand sowohl aus dem Harz von Laub- als auch von Nadelbäumen, was seine Vielgestalt erklärt. Der baltische Bernstein ist vorwiegend aus einer Kiefernart (Pinus succinifera) entstanden, die im heutigen Ostseeraum Massenvorkommen hatte.
Bernstein

Mehr als eine halbe Millionen Tonnen Bernstein, so schätzt man, lagern allein in der Ostsee. Der Name Bernstein ist auf seine Brennbarkeit zurückzuführen – bernen ist ein altes Wort für brennen. Er wird sowohl in der Homöopathie als auch zum Räuchern in Mischung mit verschiedenen Kräutern verwendet und entfaltet dann seinen warmen, harzigen Duft.
Der Weihrauchbaum (Boswellia spec.), ein Laubbaum, wächst in Indien und Afrika. Bei uns in Mitteleuropa sind es vorwiegend Nadelbäume, die Harz besitzen.
Wird bei einem Baum die Rinde verletzt, so tritt Harz aus und schützt den Baum vor eindringenden Keimen und Parasiten. Daraus lässt sich schon ableiten, welche Heilwirkung den Harzen zugeschrieben wird: sie wirken keimwidrig, entzündungs- hemmend und schmerzlindernd. Weihrauchfertigpräparate werden heute u.a. bei entzündlichen Hauterkrankungen und Gelenkschmerzen eingesetzt. Ähnliche Wirkung hat die Pechsalbe. In Fertigpräparaten wird dazu meist Lärchenharz verwendet.
Wie Sie sich aus selbst gesammeltem Fichten- oder Kiefernharz eine heilkräftige Pechsalbe herstellen können, lernen Sie in meinen Workshops.
Kräuternachrichten Nr. 14 – Herbst 2020
Durch deine Äste Vielgestalt, bist, Eiche, du ein Wald im Wald! |
Karl Mayer, Sammlung Unterwegs, 1848 |
Wenn ich an Eichen denke, fällt mir stets das silberne 50-Pfennigstück ein. Eine kniende Frau im langen Kleid und Kopftuch pflanzt, so scheint es mir, konzentriert einen Eichensetzling. Ich mag dieses Bild, weil es Bäume wertschätzt. So wie ich es tue. In Deutschland gibt es zwei heimische Eichenarten, Stiel- und Traubeneiche. Wer mag, darf noch die seltenen wärmeliebenden Flaumeichen als dritte Art hinzunehmen. Sprichwörtlich ist das Alter der Eichen. Fünf, sechs und sieben Jahrhunderte können sie leben. Die ältesten Exemplare waren bereits im ausgehenden Mittelalter mächtige Bäume. Einen meiner schönsten Geburtstage habe ich mit vielen Freunden unter der frei stehenden weit ausladenen Lenzeiche gefeiert. Ihre Krone mag einen Durchmesser von 30 Metern überspannen. Alte Eichen sind Sensibelchen. In meinem Umfeld, an den Oderhängen oder der Schorfheide, sterben sie in den letzten Jahren zu Hunderten. Wissenschaftler sprechen von einer Komplexkrankheit. |
Ich bin überzeugt, es sind die Trockenjahre, die seit 2003 zunehmend unsere Wälder verändern. Alte Eichen mögen sich nicht mehr umstellen, ihre Wurzeln in möglicherweise noch wasserführende Schichten senken. Das war früher auch nicht nötig. Da ähneln sie vielleicht ein wenig alten Menschen. |
Ich mag Eichen, ihre herrlichen Früchte, ihre raue Borke, mächtige Baumgestalten. Dabei denke ich nicht an die „deutsche Eiche“. Eher an einen freundlichen Baum, der mehr als tausend verschiedenen Insektenarten Kinderstube und Heim bietet. Einfach so, ohne Gegenleistung. Sie liebt wohl die Gemeinschaft, gerade in langen Winternächten … |
Kleines Eichen-Verwirrspiel:
Die Früchte der Stieleiche sind deutlich gestiel. Die Blätter dagegen sitzen direkt auf den Zweigen, sie haben keinen Stiel.
Gerade umgekehrt ist es bei der Traubeneiche: hier sind die Blätter gestielt, die Eicheln jedoch nicht.

Heilkundliches |
Es sind die Gerbstoffe, die die Eiche zur Heilpflanze machen. Davon hat sie reichlich – vor allem in der jungen Rinde, die im Frühjahr bis zu 20 % enthalten kann. Eichenrinde wird äußerlich in Form von Sitzbädern oder Umschlägen bei Haut- und Schleimhaut-verletzungen, bei schlecht heilenden, entzündlichen Wunden und nässenden Ekzemen angewandt. Die Gerbstoffe reagieren bei dieser Behandlung mit den Eiweißstoffen der Haut. Sie wirken desinfizierend, juckreizlindernd und adstringierend, d.h. zusammenziehend. Die Wunde trocknet dadurch ab, die Wundränder schließen sich und sie kann heilen. |
Nichts anderes passiert übrigens, wenn Tierhäute zu Leder gegerbt werden. Die Gerberlohe auch Eichenlohe genannt, verbindet sich mit dem Eiweiß der Tierhaut, wodurch diese biegsam und vor allem haltbar wird. |
Innerlich als Tee helfen die Gerbstoffe der Eichenrinde bei Durchfallerkrankungen. Allerdings kann dieser Tee bei empfindlichem Magen und vor allem in höheren Dosen Magenreizungen verursachen. |
Kräuternachrichten Nr. 13 – Herbst 2019
Vom Soldatenknopf zum Klettverschluss Hat eine Pflanze viele unterschiedliche volkstümliche Namen, so zeugt das von einer regen Verwendung über die Jahrhunderte hinweg. Die Klette – obwohl heute nurmehr als lästiges Unkraut bekannt – ist so eine Pflanze mit vielen Namen. Haarballe, Bardana, Rossklettenwurz, Lederlappen sind einige ihrer Namen oder eben Soldatenknöpfe – wie sie im Ruhrgebiet in der Nachkriegszeit genannt wurde. Da nutzte man die mit Haken versehenen Blüten vor allem auf wolligen Kleidungsstücken als dekorativen Knopfersatz. Jeder hat schon einmal Bekanntschaft mit den fahlbraunen Fruchtständen der Klette gemacht, die sich beim Herbstspaziergang an Jacken oder Hosen verhakeln, am liebsten aber in Katzen- oder Hundefellen hängen bleiben und sich schwer herauslösen lassen. Diese Beobachtung an seinen eigenen Hunden hat zum Ende der 1940er Jahre den Schweizer Ingenieur Georges de Mestral dazu bewogen, sich die Klettenfrüchte unter dem Mikroskop etwas genauer zu betrachten. Er entdeckte die kleinen Häkchen und hatte gleich weitreichende Pläne: er entwickelte den Klettverschluss, auf den er 1951 ein Patent anmeldete. Später, in den 1960er Jahren entstand dann eine ganze Forschungsrichtung, deren Ziel es ist von der Natur zu lernen und bestimmte Phänomene in der Technik oder im Alltag zu nutzen – die Bionik. |
Drei Klettenarten kann man bei uns antreffen: die Große Klette (Arctium lappa), die Kleine Klette (A. minor) und die Filzige Klette (A. tomentosum). Alle fallen sie durch ihre stattliche Erscheinung und – trotz des Namens – eine Wuchshöhe von 1,50 – 2,00 m auf, die natürlich vom geeigneten Standort abhängt. |

Heilkundliches |
In der Volksheilkunde wird die Klettenwurzel verwendet, die Schleimstoffe, Bitterstoffe und bis zu 45 % Inulin, einen Zuckerstoff, enthält. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, juckreizlindernden und abschwellenden Wirkung wird die Klettenwurzel als Salbe oder Öl bei rheumatischen Beschwerden und bei Hautkrankheiten eingesetzt. Auch wird dem Klettenwurzelöl eine gewisse haarwuchsfördernde Wirkung nachgesagt, wenn man es in die Kopfhaut einmassiert. |
Geschälte Klettenwurzeln, eine Zeit lang in Wasser eingelegt, um die Bitterstoffe herauszuziehen, ergeben ein vorzügliches Herbstgemüse. Dabei wirkt das enthaltene Inulin wie ein Ballaststoff, da unserem Körper das Enzym fehlt, um diesen Zucker aufzuschließen. |