Kräuternachrichten Nr. 16 Walnuss – die welsche Nuss

Die gute Nachricht zuerst:
Es geht wieder los!
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Seit Pfingsten sind wieder Führungen möglich. Derzeit ist die maximale Teilnehmerzahl bei Naturführungen auf 15 begrenzt und wie letztes Jahr auch, müssen die Kontaktdaten der Teilnehmenden erfasst und zwei Wochen lang aufbewahrt werden.
Auch die AHA-Regeln gelten weiterhin, aber das ist ja inzwischen für uns alle bereits zur Routine geworden. Ich freue mich darauf, wieder mit Ihnen zu und durch die Kräuter zu wandern. Meine Angebote finden Sie weiter unten.
Vorab schon mal zwei Tipps für kommendes Wochenende: Spaziergang durch den „offenen“ Bauerngarten bei Hemme Milch und Un-Krautführung in der Blumberger Mühle. ­ ­

Das war die gute Nachricht und die schlechte gibt es heute nicht …
Dafür aber einen kurz gehaltenen Beitrag zum Titelfoto: ­ ­

Walnuss – die welsche Nuss ­ ­

Ursprünglich im Orient zu Hause, kam die Walnuss (Juglans regia) wahrscheinlich über Italien und Frankreich zu uns. „Wal“ und „welsch“ haben beide den gleichen Ursprung; es war die alte germanische Bezeichnung für die Römer und romanisierten Kelten. „Welsch“ wurde auch für fremdländisch im Allgemeinen gebraucht. ­ ­
­ ­ Die spätfrostempfindlichen Walnussbäume werden in erster Linie wegen ihrer schmackhaften, fettreichen Früchte und wegen des edlen Holzes angebaut. Weniger bekannt hingegen ist die Verwendung der Blätter
– innerlich als Tee bei Magen-Darmkatarrhen und zur allgemeinen Stärkung,
– äußerlich als Umschlag, Waschung oder Bad bei Hautentzündungen. Aufgrund der Gerbsäure wirken die Blätter adstringierend, entzündungshemmend, juckreizlindernd, schmerzstillend und gewebestärkend.

Der Tee erinnert vom Geschmack ein wenig an Schwarztee – enthält jedoch keine Koffein. Die Blätter (Fiederblätter ohne die Mittelrippe) werden jetzt im Juni um Johanni gesammelt und rasch an einem schattigen, luftigen Ort getrocknet. Man bewahrt sie dann in einer gut schließenden Dose dunkel und trocken auf.

Bemerkenswert ist, dass unter Walnussbäumen kaum andere Pflanzen wachsen. Verantwortlich dafür ist das Juglon, eine Substanz, die aus den Walnussblättern ausgewaschen wird und im Boden auf andere Pflanzen keim- und wachstumshemmend wirkt. Aus diesem Grunde ist es auch nicht ratsam, Gartenbeete mit Walnusslaub zu mulchen oder das Laub ins Hochbeet zu schichten.
In Erdmieten hingegen kann das Walnusslaub unliebsame Nager von den kostbaren Möhren und anderen Wurzelgemüsen fernhalten. ­ ­

Kräuternachrichten Nr. 15 – Februar 2021

Liebe Kräuterfreundinnen,
liebe Kräuterfreunde,
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was für ein Jahr, dieses 2020, das nun hinter uns liegt… Vor 12 Monaten haben wir nach China geblickt und gespannt die rasante Entwicklung dort verfolgt. Inzwischen sind wir selbst im dritten Lockdown, Corona hat das ganze letzte Jahr geprägt und tut es noch immer.

Maske tragen ist Alltag – auch, dass wir uns nicht einfach mit Freunden, mit der Familie treffen können. An Reisen ist momentan nicht zu denken. Vor diesem Hintergrund möchte ich heute mit einer kleinen Geschichte beginnen, sie handelt

Von der Kraft der Imagination

Seit vielen Jahren verbringen wir Ende Januar ein Wochenende an der Ostsee, Zinnowitz, Insel Usedom. Die Aussicht auf dieses Wochenende rettet mich jedes Jahr durch den langen, oft sehr trüben Uckermarkwinter. Danach, an Lichtmess, werden die Tage schon spürbar länger und bald beginnt es sich draußen wieder zu regen, die ersten Kräuter sprießen.

Dieses Jahr ist nun alles anders. Wir sind im Lockdown, Reisen ist nicht möglich.
Also begaben wir uns auf eine virtuelle Reise: Wir planten ein Wochenende, so als ob es tatsächlich stattfände. Wir genossen die Vorfreude, schon mehrere Tage vor „Abreise“. Tranken bei Ankunft am Freitag Abend einen Begrüßungssekt, nahmen uns Zeit für gute Gespräche, zum Lesen, langweilten uns auch mal abends vorm Fernseher. Der Computer blieb das ganze Wochenende aus. – Alles wie im echten Urlaub.

Bei unseren ausgiebigen Spaziergängen, hier im Nationalpark lauschten wir dem Wind in Kiefernkronen – das war unser Meeresrauschen. Die Galower Berge, eine wunderbar bewegte Hügellandschaft aus lauter Wiesen, waren unsere Dünen. Und dahinter war das Meer. ­

Abends kochten wir die Gerichte, die wir in unserem Lieblingsrestaurant in Zinnowitz essen würden und blödelten herum, indem wir uns mit den anderen (imaginären) Gästen und mit der Kellnerin unterhielten. ­

Wir wechselten die Rollen, waren mal Servicepersonal (wir mussten ja selbst kochen und das Frühstücksbuffet richten), waren Gäste. Haben uns an den schön gedeckten Tisch gesetzt, das Essen genossen, die Erlebnisse des Tages ausgetauscht. ­

Alles wie im richtigen Urlaub. Und es ging uns gut, richtig gut. Wir gingen super erholt in die neue Woche. ­

Fazit: Nachahmung ist unbedingt zu empfehlen!

Wenn Sie sich jetzt fragen, was das alles mit Kräutern zu tun hat, dann möchte ich den Bogen schlagen vom Bernstein – einem viele Millionen Jahre alten fossilen Harz – (mit etwas Glück kann man ihn beim Ostseespaziergang finden) zu den rezenten Harzen. Dem heimischen Kiefern- und Fichtenharz, dem orientalischen Weihrauch, der auch Olibanum heißt, und einen festen Platz in der modernen Naturheilkunde hat.

Über die Baumharze

Bernstein kommt überall auf der Welt vor. Er entstand sowohl aus dem Harz von Laub- als auch von Nadelbäumen, was seine Vielgestalt erklärt. Der baltische Bernstein ist vorwiegend aus einer Kiefernart (Pinus succinifera) entstanden, die im heutigen Ostseeraum Massenvorkommen hatte.

Bernstein

Mehr als eine halbe Millionen Tonnen Bernstein, so schätzt man, lagern allein in der Ostsee. Der Name Bernstein ist auf seine Brennbarkeit zurückzuführen – bernen ist ein altes Wort für brennen. Er wird sowohl in der Homöopathie als auch zum Räuchern in Mischung mit verschiedenen Kräutern verwendet und entfaltet dann seinen warmen, harzigen Duft.

Der Weihrauchbaum (Boswellia spec.), ein Laubbaum, wächst in Indien und Afrika. Bei uns in Mitteleuropa sind es vorwiegend Nadelbäume, die Harz besitzen. ­

Wird bei einem Baum die Rinde verletzt, so tritt Harz aus und schützt den Baum vor eindringenden Keimen und Parasiten. Daraus lässt sich schon ableiten, welche Heilwirkung den Harzen zugeschrieben wird: sie wirken keimwidrig, entzündungs- hemmend und schmerzlindernd. Weihrauchfertigpräparate werden heute u.a. bei entzündlichen Hauterkrankungen und Gelenkschmerzen eingesetzt. Ähnliche Wirkung hat die Pechsalbe. In Fertigpräparaten wird dazu meist Lärchenharz verwendet.

Wie Sie sich aus selbst gesammeltem Fichten- oder Kiefernharz eine heilkräftige Pechsalbe herstellen können, lernen Sie in meinen Workshops.

Kräuternachrichten Nr. 14 – Herbst 2020

Durch deine Äste Vielgestalt,
bist, Eiche, du ein Wald im Wald!
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Karl Mayer, Sammlung Unterwegs, 1848
Wenn ich an Eichen denke, fällt mir stets das silberne 50-Pfennigstück ein. Eine kniende Frau im langen Kleid und Kopftuch pflanzt, so scheint es mir, konzentriert einen Eichensetzling. Ich mag dieses Bild, weil es Bäume wertschätzt. So wie ich es tue. ­ In Deutschland gibt es zwei heimische Eichenarten, Stiel- und Traubeneiche. Wer mag, darf noch die seltenen wärmeliebenden Flaumeichen als dritte Art hinzunehmen.

Sprichwörtlich ist das Alter der Eichen. Fünf, sechs und sieben Jahrhunderte können sie leben. Die ältesten Exemplare waren bereits im ausgehenden Mittelalter mächtige Bäume.  ­ Einen meiner schönsten Geburtstage habe ich mit vielen Freunden unter der frei stehenden weit ausladenen Lenzeiche gefeiert. Ihre Krone mag einen Durchmesser von 30 Metern überspannen. ­ Alte Eichen sind Sensibelchen. In meinem Umfeld, an den Oderhängen oder der Schorfheide, sterben sie in den letzten Jahren zu Hunderten. Wissenschaftler sprechen von einer Komplexkrankheit. ­ ­
­ ­ ­ ­ Ich bin überzeugt, es sind die Trockenjahre, die seit 2003 zunehmend unsere Wälder verändern. Alte Eichen mögen sich nicht mehr umstellen, ihre Wurzeln in möglicherweise noch wasserführende Schichten senken. Das war früher auch nicht nötig. Da ähneln sie vielleicht ein wenig alten Menschen. ­
­ ­ ­ ­ Ich mag Eichen, ihre herrlichen Früchte, ihre raue Borke, mächtige Baumgestalten. Dabei denke ich nicht an die „deutsche Eiche“.  Eher an einen freundlichen Baum, der mehr als tausend verschiedenen Insektenarten Kinderstube und Heim bietet. Einfach so, ohne Gegenleistung. Sie liebt wohl die Gemeinschaft, gerade in langen Winternächten … ­

Kleines Eichen-Verwirrspiel:
Die Früchte der Stieleiche sind deutlich gestiel. Die Blätter dagegen sitzen direkt auf den Zweigen, sie haben keinen Stiel.
Gerade umgekehrt ist es bei der Traubeneiche: hier sind die Blätter gestielt, die Eicheln jedoch nicht.

Früchte der Stieleiche
Heilkundliches ­
­ ­ ­ ­ Es sind die Gerbstoffe, die die Eiche zur Heilpflanze machen. Davon hat sie reichlich  – vor allem in der jungen Rinde, die im Frühjahr bis zu 20 % enthalten kann. Eichenrinde wird äußerlich in Form von Sitzbädern oder Umschlägen bei Haut- und Schleimhaut-verletzungen, bei schlecht heilenden, entzündlichen Wunden und nässenden Ekzemen angewandt. Die Gerbstoffe reagieren bei dieser Behandlung mit den Eiweißstoffen der Haut. Sie wirken desinfizierend, juckreizlindernd und adstringierend, d.h. zusammenziehend. Die Wunde trocknet dadurch ab, die Wundränder schließen sich und sie kann heilen. ­
­ ­ ­ ­ Nichts anderes passiert übrigens, wenn Tierhäute zu Leder gegerbt werden. Die Gerberlohe auch Eichenlohe genannt, verbindet sich mit dem Eiweiß der Tierhaut, wodurch diese biegsam und vor allem haltbar wird. ­
­ ­ ­ ­ Innerlich als Tee helfen die Gerbstoffe der Eichenrinde bei Durchfallerkrankungen. Allerdings kann dieser Tee bei empfindlichem Magen und vor allem in höheren Dosen Magenreizungen verursachen.

Kräuternachrichten Nr. 13 – Herbst 2019

Vom Soldatenknopf zum Klettverschluss ­

Hat eine Pflanze viele unterschiedliche volkstümliche Namen, so zeugt das von einer regen Verwendung über die Jahrhunderte hinweg. Die Klette – obwohl heute nurmehr als lästiges Unkraut bekannt – ist so eine Pflanze mit vielen Namen. Haarballe, Bardana, Rossklettenwurz, Lederlappen sind einige ihrer Namen oder eben Soldatenknöpfe – wie sie im Ruhrgebiet in der Nachkriegszeit genannt wurde. Da nutzte man die mit Haken versehenen Blüten vor allem auf wolligen Kleidungsstücken als dekorativen Knopfersatz. ­ Jeder hat schon einmal Bekanntschaft mit den fahlbraunen Fruchtständen der Klette gemacht, die sich beim Herbstspaziergang an Jacken oder Hosen verhakeln, am liebsten aber in Katzen- oder Hundefellen hängen bleiben und sich schwer herauslösen lassen.

Diese Beobachtung an seinen eigenen Hunden hat zum Ende der 1940er Jahre den Schweizer Ingenieur Georges de Mestral dazu bewogen, sich die Klettenfrüchte unter dem Mikroskop etwas genauer zu betrachten. Er entdeckte die kleinen Häkchen und hatte gleich weitreichende Pläne: er entwickelte den Klettverschluss, auf den er 1951 ein Patent anmeldete.

Später, in den 1960er Jahren entstand dann eine ganze Forschungsrichtung, deren Ziel es ist von der Natur zu lernen und bestimmte Phänomene in der Technik oder im Alltag zu nutzen – die Bionik. ­ ­ ­ ­ ­
­ Drei Klettenarten kann man bei uns antreffen: die Große Klette (Arctium lappa), die Kleine Klette (A. minor) und die Filzige Klette (A. tomentosum). Alle fallen sie durch ihre stattliche Erscheinung und – trotz des Namens – eine Wuchshöhe von 1,50 – 2,00 m auf, die natürlich vom geeigneten Standort abhängt.
Kletten sind zweijährige Pflanzen. Im ersten Jahr bilden sie eine Rosette, mit der sie in den Winter gehen. Im nächsten Frühjahr erhebt sich dann der Blütenstand, verzweigt sich und kommt zur Blüte. Nachdem sie Früchte ausgebildet haben, sterben die Pflanzen ab. Aber da wachsen bereits neue Rosetten in der Nähe heran.
Blütenstand der Filzigen Klette
Heilkundliches ­
­ ­ ­ ­ In der Volksheilkunde wird die Klettenwurzel verwendet, die Schleimstoffe, Bitterstoffe und bis zu 45 % Inulin, einen Zuckerstoff, enthält. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, juckreizlindernden und abschwellenden Wirkung wird die Klettenwurzel als Salbe oder Öl bei rheumatischen Beschwerden und bei Hautkrankheiten eingesetzt. Auch wird dem Klettenwurzelöl eine gewisse haarwuchsfördernde Wirkung nachgesagt, wenn man es in die Kopfhaut einmassiert. ­ ­ ­ ­
­ ­ ­ ­ Geschälte Klettenwurzeln, eine Zeit lang in Wasser eingelegt, um die Bitterstoffe herauszuziehen, ergeben ein vorzügliches Herbstgemüse. Dabei wirkt das enthaltene Inulin wie ein Ballaststoff, da unserem Körper das Enzym fehlt, um diesen Zucker aufzuschließen.

Kräuternachrichten Nr. 12 – Winter 2018

winterlicher Fruchtstand der Karde

Kräuternachrichten Nr. 12 - Winter 2018

Weberdistel, Kardätschendistel, Walkerdistel -
Aber nein - eine Distel ist es nicht, ...

… auch wenn ihre stachelige Erscheinung uns an eine Distel denken lässt. Vielmehr bildet sie eine eigene Pflanzenfamilie, die Kardengewächse, gemeint ist die Wilde Karde (Dipsacus sylvestris). Manche ihrer volkstümlichen Namen beziehen sich auf ihr wehrhaftes Aussehen: Igelkopf oder Kratzkopf ; andere erinnern daran, wofür sie früher häufig genutzt wurde: nämlich zum Kämmen der Pferde (Kardätsche) und der Wolle, das auch kardieren genannt wird. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Weber-Karde, eine mit der Wilden Karde eng verwandte Art vor allem in Frankreich und Deutschland für die Textilindustrie angebaut. Sogar im Zunftzeichen der Tuchmacher ist sie

mitverewigt.
 
Im Herbst und Winter ziert ihr brauner Fruchtstand vielerorts die Wegränder und so manche Wiese. Die zweijährige Pflanze hat im Sommer geblüht, hat ihre zahlreichen Samen ausgestreut und ist danach abgestorben. Viele Samen haben gekeimt! Rings um die Mutterpflanze herum wachsen nun lauter dunkelgrüne Rosetten und ihre Blätter sind
ebenso stachelig, wie die ganze Pflanze. Im Frühjahr erhebt sich der Blütenstängel und wächst in die Höhe, um dann im Sommer zu blühen.
Die nektarreiche Blüte ist eine gute Bienenweide, wird aber auch sehr gerne von Hummeln besucht. Sie weist eine eigenartige Besonderheit auf: Die violetten Blütenblätter erscheinen zuerst ringförmig in der Mitte des walzenförmigen Blütenstandes. Dieser Blütenring teilt sich alsbald, ein Teil wandert nach oben, einer nach unten.
 
Diese Eigenart hat man nach der Signaturenlehre mit der sog. Wanderröte in Verbindung gebracht, einem Symptom das z. B. bei Borreliose häufig, aber leider nicht immer auftritt. Bei der Wanderröte bildet sich um den Zeckenbiss herum eine ringförmige Rötung, die sich innerhalb von 10 – 14 Tagen immer weiter ausdehnt und dann verschwindet. Man kann bei diesem Symptom relativ sicher davon ausgehen, dass eine Infektion mit Borrelien vorliegt und rasches Handeln ist gefragt!

Heilkundliches

In der Volksheilkunde haben die Blätter und vor allem die Wurzel der Karde schon sehr lange einen festen Platz. Aufgrund ihrer Inhaltstoffe – zu nennen sind hier u. a. Bitterstoffe, Saponine und Phenole – wirkt sie antibakteriell, entzündungswidrig, verdauungsstärkend, entgiftend, ausleitend und zellschützend.
In neuerer Zeit kommt der Wilden Karde eine zunehmende Bedeutung bei der naturheilkundlichen Behandlung von Borreliose zu. Dabei wird die im Herbst gegrabene, sehr bittere Wurzel kurmäßig als Tinktur verabreicht.
Betroffene berichten von sehr guten Erfolgen, doch wissenschaftliche Belege gibt es bislang noch nicht. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl, selbst betroffen von dieser Infektion, hat dieser Krankheit und ihrer Behandlung ein ganzes Buch gewidmet und er schreibt, dass die Kardenwurzel im Körper ein Millieu schaffen kann, das den Borrelien nicht behagt und diese so letztendlich vertrieben werden.
Wer diese imposante Pflanze in seinem Garten heimisch machen möchte, gräbt sich jetzt im Winter oder im zeitigen Frühjahr, wenn der Boden frostfei ist, eine der zahlreichen rosettenartigen Jungpflanzen aus und lässt sie nach der Blüte aussamen. Nicht nur Bienen und Hummeln werden sich
über diese Schänke freuen. Auch Distelfinken lieben die Samen. Und die Blätter der Karde bilden an ihrer Blattbasis ein kleines Basin, in dem sich Regenwasser sammelt. Sie dienen so als Tränke für allerlei Insekten.

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Kräuternachrichten Nr. 11 – Frühling 2018

Gierschblätter im Frühjahr

Kräuternachrichten Nr. 11 - Frühling 2018

Eines von neun Kräutern ...

Der Reigen hat nun also von Neuem begonnen: Das Scharbockskraut, kaum dass es draußen war, blüht wie immer viel zu schnell. Junge Brennesseln machen sich überall dort schmerzhaft bemerkbar, wo man im Garten mit bloßer Hand Gras ausreißt. Ja, und der Giersch, der wächst im Garten mal wieder an völlig falscher Stelle …
Es gibt kaum ein „Un-Kraut“, das die Gemüter der Gartenbesitzer mehr erhitzt. Bei manchem kochen die Emotionen richtig hoch, wenn sich da zwischen den Erdbeeren kleine gefaltete Blättchen durchschieben, die keine Erdbeerblätter sind!
Er kommt fast überall auf nährstoffreichen Böden vor, an Waldrändern und -wegen, in Gebüschen, Parks und Gärten. Meist bildet der Giersch dann flächendeckende Bestände. Statt sich über ihn zu ärgern und ihn im Garten erfolglos zu bekämpfen, macht man sich den Giersch am besten zum Freund! Er hat nämlich einiges zu bieten: Die hellgrünen zarten Blättchen schmecken gerade jetzt im Frühjahr wunderbar aromatisch: es ist eine Mischung aus
Möhre, Petersilie und Sellerie, die sich einem beim Genuss offenbart. Dabei ist er reich an Mineralstoffen und den Vitaminen A und C. Der Giersch ist eines der ältesten Wildgemüse, das sehr vielseitig verwendet werden kann: roh im Salat oder gedünstet als Gemüse; klein gehackt verfeinert er jede Soße – er lässt sich wie Petersilie verwenden – und dem Gemüseeintopf gibt er den letzten Schliff. Neben Brennessel und Löwenzahn ist Giersch eine Hauptzutat der Neunkräutersuppe, einer traditionellen Frühlingssuppe, die in den letzten Jahren wieder neue Beachtung gefunden hat. Zahlreiche regionale Namen für den Giersch zeugen von einer engen Bindung an den Menschen: Erdholler, Zipperleinkraut, Geißfuß. Der wissenschaftliche Name Aegopodium podagraria weist auf seine Verwendung als Heilpflanze hin: Podagra ist ein altes Wort für Gicht. Früher sprach man verharmlosend von Zipperlein. Von Zipperlein geplagt war früher weniger die arme Landbevölkerung, als die Fürsten, wenn sie bei Festgelagen über die Stränge schlugen. Auch heute noch gilt der Giersch in der Volksmedizin als probates Mittel gegen Gicht. Die gequetschten Blätter werden als Umschlag auf die schmerzenden Gelenke gelegt. Innerlich unterstützt der harntreibende Tee aus Blättern und Wurzeln den Heilungsprozess.

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Kräuternachrichten Nr. 10 – Dezember 2017

Fichtenzweige im Winter

Kräuternachrichten Nr. 10 -
Dezember 2017

Ein Fichtenbaum steht einsam ...

… im Norden auf kahler Höh (aus einem Gedicht von Heinrich Heine).

 

Jetzt zur Weihnachtszeit liegt es nahe von „Tannenbäumen“ zu berichten. Ich möchte von der Fichte (Picea abies) erzählen, dem Baum des Jahres 2017. Ihr natürlicher Standort beschränkt sich überwiegend auf das Gebirge, doch um der Holznot zu begegnen, wurde sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts überall großflächig in Monokulturen angebaut. Sie ist sehr anspruchslos, wächst rasch und ihr Holz ist vielseitig verwendbar. Das machte sie zum Brotbaum der Forstwirtschaft und der Waldbesitzer; heute ist sie die häufigste Baumart in Deutschland. Zum Glück werden in der modernen Forstwirtschaft die reinen Fichtenbestände nach und nach zu stabilen Mischwäldern umgebaut und um Borkenkäfer und Bodenversauerung soll es hier heute nicht gehen.

Die Fichte, die wegen ihrer rötlichen Rinde auch Rottanne genannt wird, ist relativ leicht von der „echten“ Tanne, der Weißtanne (Abies
alba ) zu unterscheiden: Fichtennadeln sind stachelig und stehen von den Zweigen in alle Richtungen ab. Tannennadeln sind weich, haben auf der Unterseite zwei weiße Linien und stehen seitlich in einer Linie von den Zweigen ab. Die Zapfen der Fichte hängen an den Zweigen, wohingegen die der Weißtanne aufrecht wie Kerzen stehen . Diese „Kerzen“ zerfallen auf dem Baum, wenn die Samen gereift sind. Zurück bleibt nur eine dünne Spindel. Fichtenzapfen fallen als Ganzes zum Boden, einen Tannenzapfen wird man hingegen kaum auf dem Waldboden finden.

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Kräuternachrichten Nr. 9 – Sommer 2017

Kräuternachrichten Nr. 9 - Sommer 2017

Tausendblatt und Wiesenkönigin

Bei dieser sommerlichen Kräuter- und Blütenfülle fällt es mir schwer,mich in den Kräuternachrichten auf eine oder wenige Pflanzen zubeschränken. Es gibt so viel zu erzählen, zu schwärmen von derBlütenpracht und den Düften…Ich habe mich für die Schafgarbe entschieden, die sich jetzt auf Wiesenund Böschungen emporreckt, die „Augenbraue der Venus“ – wiepoetisch das klingt. Der Name bezieht sich auf die feinst gefiedertenBlättchen der Pflanze, die deshalb auch als Tausendblatt (botanisch:millefolium) bekannt ist. Die wenigsten Pflanzen haben nur eine einzige Indikation, meist helfensie gegen verschiedenste Beschwerden. So können sie, äußerlich als Umschlag oder innerlich als Tee, ganz unterschiedlich wirken. Kaumeine andere Pflanze reicht an das breite Wirkspektrum der Schafgarbeheran. Sie ist eine wahre Alleskönnerin – fast zumindest. Darauf deuten ihre zahlreichen regionalen Namen hin. So wird sie Soldatenkraut, Stichkraut, Beilhiebkraut oder Blutstillkraut genannt. Alles Hinweise auf ihre ausgezeichnete Wirkung als Wundheilmittel, vorallem bei blutenden Wunden, die durch Metall hervorgerufen werden -also wenn man sich zum Beispiel mit dem Messer in den Fingergeschnitten hat.

Ihre Bitterstoffe wirken als „Bauchwehkraut“ anregend auf die Verdauungsorgane. Ihre ätherischenÖle, die übrigens denen der Kamille sehr ähnlich sind, haben entzündungshemmende undkrampflösende Wirkung, unter anderem bei Menstruationsbeschwerden. Hiervon rührt wohl der alteName Frauendank. Ihre geschätzte Wirkung verbreitet sie innerlich als Tee oder Tinktur, äußerlich als Kompresse, Umschlag oder Wickel.

Rezept für ein kaltes oder heißes Sommergetränk

Sie ist unbestritten die Königin der Bachufer und feuchten Wiesen. Mädesüß betört nicht nur uns mit seinem Duft. Auch Insekten sind dencremefarbenen Blüten der Wiesenkönigin verfallen. Für ein sommerliches Getränk können wir ihre Blüten zusammen mit den ebenfalls duftenden Blütenvon echtem Labkraut und Wiesenlabkraut, Wiesenklee, den letzten Holunderblüten und einigenJohannisbeer- und Himbeerblättern mit kochendem Wasser aufgießen und 10 min ziehen lassen. Danach abseihen, etwas Zitronensaft und Honig dazu und heiß oder kalt genießen. Auf 1 Tasse Getränk nehme ich 1 – 2 Essl. frische, klein geschnittene Blüten und Blätter in beliebigerMischung.

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Kräuternachrichten Nr. 8 – Frühling 2017

blühender Bärlauch

Kräuternachrichten Nr. 8 -
Frühling 2017

Eintauchen ins Bärlauchmeer ...

Wenn ich Bärlauch denke, sehe ich weite sattgrün leuchtende Teppiche vor mir. Am liebsten an wasserdurchströmten Südhängen in Muschelkalktälern. Wie sich die ersten Zipfelmützen durch das letztjährige Laub schieben, erst einzelne, dann ein Meer. Wie sich die weißen Blütenknospen strecken und irgendwann das ganze Tal in einen sehr würzigen gewöhnungsbedürftigen Duftmantel tauchen. Das waren meine ersten Begegnungen mit dieser kräftigen Frühlingslilie vor beinahe drei Jahrzehnten.
Ich mag den Bärlauch, seine Kraft, seine Präsenz, seine Heilgaben. Unsere Vorfahren mögen seine Kräfte von den Bären abgeschaut haben. Die sich nach ihrer Winterruhe, die sie allein mit ihren Fettreserven überlebt haben, mit ausgegrabenen Bärlauchzwiebeln vitalisiert haben. Der wilde Knoblauch wie der Bärlauch auch mancherorts heißt, reinigt den Körper und stärkt ihn mit seinen Vitamingaben. Er regt Magen und Darm an und wirkt wie viele Lauchgewächse antibakteriell. Sein Geheimnis ruht in seinen „Lauch“ölen, die entgiften. Zu nennen ist hier das Alliin, das auch im Knoblauch vorkommt. Werden die Pflanzenzellen gequetscht, z.B. beim Schneiden, dann wandelt sich das Alliin durch ein Enzym in Allicin um, das dann seine gesundheitsfördernde Wirkung und den typischen Knoblauchduft entwickelt.

Jetzt ist die Zeit, in der der Bärlauch seine Heilkräfte intensiv verschenkt. Wer Blatt für Blatt mit Dankbarkeit erntet, dabei immer nur ein bis zwei Blätter von einer Pflanze, wird sich diesem meditativen Tun hingeben können. Mit der Pflanze Kontakt aufnehmen und Dank für seine Gaben übermitteln. Seine Gaben, die der Bärlauch nur frisch geerntet, auf einem Butterbrot, im Quark, auch in Öl konserviert oder als Pesto zubereitet, verschenkt. Bärlauch ernte ich bei abnehmendem Mond und lange vor der Blüte. Dann speichern seine Zellen weniger Wasser und ich kann seine Gaben monatelang konservieren und genießen …
Doch Aufmerksamkeit bei der Ernte ist geboten, da die Bärlauchblätter mit tödlich giftigen Pflanzen verwechselt werden können. Ich erinnere mich gut, wie ich sprießenden Blättern von Maiglöckchen oder Herbstzeitlose in Bärlauchbeständen begegnet bin. Erinnere mich an mein Erschrecken, das Erkenntnis gebracht hat.
Ich mag den Bärlauch. Er ist für mich Frühlingsbote und erinnert mich jedes Jahr aufs Neue, auf mich und meine Gesundheit zu achten. Er ist ein guter Freund, der mich stets an unsere erste Begegnung im Muschelkalktal erinnert.

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