Kräuternachrichten Nr. 8 – Frühling 2017

blühender Bärlauch

Kräuternachrichten Nr. 8 -
Frühling 2017

Eintauchen ins Bärlauchmeer ...

Wenn ich Bärlauch denke, sehe ich weite sattgrün leuchtende Teppiche vor mir. Am liebsten an wasserdurchströmten Südhängen in Muschelkalktälern. Wie sich die ersten Zipfelmützen durch das letztjährige Laub schieben, erst einzelne, dann ein Meer. Wie sich die weißen Blütenknospen strecken und irgendwann das ganze Tal in einen sehr würzigen gewöhnungsbedürftigen Duftmantel tauchen. Das waren meine ersten Begegnungen mit dieser kräftigen Frühlingslilie vor beinahe drei Jahrzehnten.
Ich mag den Bärlauch, seine Kraft, seine Präsenz, seine Heilgaben. Unsere Vorfahren mögen seine Kräfte von den Bären abgeschaut haben. Die sich nach ihrer Winterruhe, die sie allein mit ihren Fettreserven überlebt haben, mit ausgegrabenen Bärlauchzwiebeln vitalisiert haben. Der wilde Knoblauch wie der Bärlauch auch mancherorts heißt, reinigt den Körper und stärkt ihn mit seinen Vitamingaben. Er regt Magen und Darm an und wirkt wie viele Lauchgewächse antibakteriell. Sein Geheimnis ruht in seinen „Lauch“ölen, die entgiften. Zu nennen ist hier das Alliin, das auch im Knoblauch vorkommt. Werden die Pflanzenzellen gequetscht, z.B. beim Schneiden, dann wandelt sich das Alliin durch ein Enzym in Allicin um, das dann seine gesundheitsfördernde Wirkung und den typischen Knoblauchduft entwickelt.

Jetzt ist die Zeit, in der der Bärlauch seine Heilkräfte intensiv verschenkt. Wer Blatt für Blatt mit Dankbarkeit erntet, dabei immer nur ein bis zwei Blätter von einer Pflanze, wird sich diesem meditativen Tun hingeben können. Mit der Pflanze Kontakt aufnehmen und Dank für seine Gaben übermitteln. Seine Gaben, die der Bärlauch nur frisch geerntet, auf einem Butterbrot, im Quark, auch in Öl konserviert oder als Pesto zubereitet, verschenkt. Bärlauch ernte ich bei abnehmendem Mond und lange vor der Blüte. Dann speichern seine Zellen weniger Wasser und ich kann seine Gaben monatelang konservieren und genießen …
Doch Aufmerksamkeit bei der Ernte ist geboten, da die Bärlauchblätter mit tödlich giftigen Pflanzen verwechselt werden können. Ich erinnere mich gut, wie ich sprießenden Blättern von Maiglöckchen oder Herbstzeitlose in Bärlauchbeständen begegnet bin. Erinnere mich an mein Erschrecken, das Erkenntnis gebracht hat.
Ich mag den Bärlauch. Er ist für mich Frühlingsbote und erinnert mich jedes Jahr aufs Neue, auf mich und meine Gesundheit zu achten. Er ist ein guter Freund, der mich stets an unsere erste Begegnung im Muschelkalktal erinnert.

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