Von Fuchsschwänzen und Gänsefüßen

Kräuternachrichten Nr. 18 – Herbst 2022

Mal Kräuternachrichten über Tiere? – Nein, nein, wir bleiben bei den Pflanzen!


Heute geht es um die Familie der Fuchsschwanzgewächse, zu denen unter anderem der bekannte Garten-Fuchsschwanz (Amaranth) mit seinen leuchtend magenta-farbenen Blütenständen zählt. Aber auch die Melden und andere Gänsefußgewächse
und sogar der exotische Quinoa reihen sich hier ein.
Der aus Südamerika stammende Quinoa wird bei uns als Superfood gehandelt, reich an Mineralstoffen und Proteinen, doch seine einheimischen Verwandten stehen ihm in Sachen gesunder Vitalstoffe in Nichts nach. Und sie wachsen vor der Haustür! Ohne unser Zutun siedeln sie sich auf Äckern, in Gartenbeeten, Blumentöpfen, im Gewächshaus an – einfach überall, wo die Erde offen liegt. Als typische Erstbesiedler sind sie sehr anspruchslos, kommen mit fast allen Böden zurecht Zugegeben: mein Gärtnerinnenherz lässt mich manchmal auch über das Un-Kraut schimpfen, das sich da einfach zwischen Mangold und Bohnen ansiedelt. Das vor Wachstum und Gesundheit nur so strotzt, während die mimosenhaften Gartenpflanzen schon wieder mit schlaffen Blättern nach Wasser lechzen.
Aber die Kräuterfrau in mir kann doch nur Bewunderung für diese bescheidenen Gewächse empfinden. Und sie weiß, dass wir uns ihre Vitalität einverleiben können, indem wir sie aufessen.
Heute möchte ich einen wenig bekannten, aber sehr häufig anzutreffenden Vertreter der Gänsefüße vorstellen:
den Weißen Gänsefuß (Chenopodium album).

Der Weiße Gänsefuß, auch Ackermelde genannt, ist von den echten Melden (Atriplex spec.) schwer zu unterscheiden, was uns jedoch nicht stört. Wir sind ja nicht botanisch unterwegs, sondern möchten die Pflanzen als Wildgemüse genießen. Und
die Melden sind genauso essbar.
Eine Ausnahme gibt es hier allerdings: der Bastard-Gänsefuß, dessen Blätter an die des Stechapfels erinnern, ist nicht essbar. Nun, er riecht sehr unangenehm, scharf und bitter, so dass man ihn schon allein wegen seines Geruchs nicht essen
mag. Bleibt festzuhalten: wenn’s kräutrig-grün und angenehm riecht, kann der „Gänsefuß“ auf den Teller!
Übrigens: ein Gänsefuß, der es bereits vom Unkraut zum Gemüse geschafft hat, ist der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus). Einst nur als Wildgemüse in der Natur gesammelt, wird sein Saatgut mittlerweile in Gärtnereien angeboten.


Vielseitiges gesundes Wildgemüse

Der Weiße Gänsefuß punktet durch seinen hohen Vitamin-C-Gehalt, seinen Gehalt an Eiweiss, Kalium, Magnesium, Eisen und Zink. Gerade was das Eisen betrifft, eine super Kombi, denn durch das Vitamin C wird es für unseren Körper sehr gut verfügbar.
Junge Blätter und Triebspitzen können selbst wenn sich schon Blütenknospen ausgebildet haben, Salate und Smoothies verfeinern. Als Spinat zubereitet, ist der “Gänsefuß” ein Genuss. Ältere Blätter und Triebe lagern Nitrat und Saponine ein, so
dass sie dann meist sehr stumpf schmecken. Sie sollten nur in geringen Mengen verzehrt werden.
Seine kleinen schwarzen Samenkörnchen, die auffällig an Quinoa erinnern, bereichern unsere Kräuterküche. Am besten verwendet man sie gemörsert oder gemahlen, da ihre Schale sehr hart ist.