Ach, du grüne Neune …

Kräuternachrichten Nr. 20 – Frühling 2023

 

Neun Kräuter waren es meist, mit denen sich unsere Vorfahren im Frühling mit der erwachenden Natur verbanden. Traditionell wurde dazu eine Kräutersuppe zubereitet, in der die ersten jungen Brennesseln, Gierschblättchen und Blätter vom Löwenzahn auf keinen Fall fehlen durften. Die weiteren Kräuter konnten je nach Region variieren, immer waren es aber “Allerweltskräuter” die um Haus und Hof zu finden waren: Gundelrebe, Hirtentäschel, Vogelmiere, Taubnesseln, Schafgarbe, Sauerampfer, Brunnenkresse, Scharbockskraut, Gänseblümchen, Breit- oder Spitzwegerich, Bärlauch, Schnittlauch …
Bis ins vergangene Jahrhundert wurde in vielen Gegenden Deutschlands in der Karwoche die “Gründonnerstagssuppe” aus neunerlei Wildkräutern zubereitet. Ja, die Menschen damals kannten noch den Segen dieser wohl schmeckenden Vitaminspender, die den Winter mit Macht aus den Knochen vertreiben.

Kräuternachrichten Nr. 11 – Frühling 2018

Gierschblätter im Frühjahr

Kräuternachrichten Nr. 11 - Frühling 2018

Eines von neun Kräutern ...

Der Reigen hat nun also von Neuem begonnen: Das Scharbockskraut, kaum dass es draußen war, blüht wie immer viel zu schnell. Junge Brennesseln machen sich überall dort schmerzhaft bemerkbar, wo man im Garten mit bloßer Hand Gras ausreißt. Ja, und der Giersch, der wächst im Garten mal wieder an völlig falscher Stelle …
Es gibt kaum ein „Un-Kraut“, das die Gemüter der Gartenbesitzer mehr erhitzt. Bei manchem kochen die Emotionen richtig hoch, wenn sich da zwischen den Erdbeeren kleine gefaltete Blättchen durchschieben, die keine Erdbeerblätter sind!
Er kommt fast überall auf nährstoffreichen Böden vor, an Waldrändern und -wegen, in Gebüschen, Parks und Gärten. Meist bildet der Giersch dann flächendeckende Bestände. Statt sich über ihn zu ärgern und ihn im Garten erfolglos zu bekämpfen, macht man sich den Giersch am besten zum Freund! Er hat nämlich einiges zu bieten: Die hellgrünen zarten Blättchen schmecken gerade jetzt im Frühjahr wunderbar aromatisch: es ist eine Mischung aus
Möhre, Petersilie und Sellerie, die sich einem beim Genuss offenbart. Dabei ist er reich an Mineralstoffen und den Vitaminen A und C. Der Giersch ist eines der ältesten Wildgemüse, das sehr vielseitig verwendet werden kann: roh im Salat oder gedünstet als Gemüse; klein gehackt verfeinert er jede Soße – er lässt sich wie Petersilie verwenden – und dem Gemüseeintopf gibt er den letzten Schliff. Neben Brennessel und Löwenzahn ist Giersch eine Hauptzutat der Neunkräutersuppe, einer traditionellen Frühlingssuppe, die in den letzten Jahren wieder neue Beachtung gefunden hat. Zahlreiche regionale Namen für den Giersch zeugen von einer engen Bindung an den Menschen: Erdholler, Zipperleinkraut, Geißfuß. Der wissenschaftliche Name Aegopodium podagraria weist auf seine Verwendung als Heilpflanze hin: Podagra ist ein altes Wort für Gicht. Früher sprach man verharmlosend von Zipperlein. Von Zipperlein geplagt war früher weniger die arme Landbevölkerung, als die Fürsten, wenn sie bei Festgelagen über die Stränge schlugen. Auch heute noch gilt der Giersch in der Volksmedizin als probates Mittel gegen Gicht. Die gequetschten Blätter werden als Umschlag auf die schmerzenden Gelenke gelegt. Innerlich unterstützt der harntreibende Tee aus Blättern und Wurzeln den Heilungsprozess.

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