Kräuternachrichten Nr. 13 – Herbst 2019

Vom Soldatenknopf zum Klettverschluss ­

Hat eine Pflanze viele unterschiedliche volkstümliche Namen, so zeugt das von einer regen Verwendung über die Jahrhunderte hinweg. Die Klette – obwohl heute nurmehr als lästiges Unkraut bekannt – ist so eine Pflanze mit vielen Namen. Haarballe, Bardana, Rossklettenwurz, Lederlappen sind einige ihrer Namen oder eben Soldatenknöpfe – wie sie im Ruhrgebiet in der Nachkriegszeit genannt wurde. Da nutzte man die mit Haken versehenen Blüten vor allem auf wolligen Kleidungsstücken als dekorativen Knopfersatz. ­ Jeder hat schon einmal Bekanntschaft mit den fahlbraunen Fruchtständen der Klette gemacht, die sich beim Herbstspaziergang an Jacken oder Hosen verhakeln, am liebsten aber in Katzen- oder Hundefellen hängen bleiben und sich schwer herauslösen lassen.

Diese Beobachtung an seinen eigenen Hunden hat zum Ende der 1940er Jahre den Schweizer Ingenieur Georges de Mestral dazu bewogen, sich die Klettenfrüchte unter dem Mikroskop etwas genauer zu betrachten. Er entdeckte die kleinen Häkchen und hatte gleich weitreichende Pläne: er entwickelte den Klettverschluss, auf den er 1951 ein Patent anmeldete.

Später, in den 1960er Jahren entstand dann eine ganze Forschungsrichtung, deren Ziel es ist von der Natur zu lernen und bestimmte Phänomene in der Technik oder im Alltag zu nutzen – die Bionik. ­ ­ ­ ­ ­
­ Drei Klettenarten kann man bei uns antreffen: die Große Klette (Arctium lappa), die Kleine Klette (A. minor) und die Filzige Klette (A. tomentosum). Alle fallen sie durch ihre stattliche Erscheinung und – trotz des Namens – eine Wuchshöhe von 1,50 – 2,00 m auf, die natürlich vom geeigneten Standort abhängt.
Kletten sind zweijährige Pflanzen. Im ersten Jahr bilden sie eine Rosette, mit der sie in den Winter gehen. Im nächsten Frühjahr erhebt sich dann der Blütenstand, verzweigt sich und kommt zur Blüte. Nachdem sie Früchte ausgebildet haben, sterben die Pflanzen ab. Aber da wachsen bereits neue Rosetten in der Nähe heran.
Blütenstand der Filzigen Klette
Heilkundliches ­
­ ­ ­ ­ In der Volksheilkunde wird die Klettenwurzel verwendet, die Schleimstoffe, Bitterstoffe und bis zu 45 % Inulin, einen Zuckerstoff, enthält. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, juckreizlindernden und abschwellenden Wirkung wird die Klettenwurzel als Salbe oder Öl bei rheumatischen Beschwerden und bei Hautkrankheiten eingesetzt. Auch wird dem Klettenwurzelöl eine gewisse haarwuchsfördernde Wirkung nachgesagt, wenn man es in die Kopfhaut einmassiert. ­ ­ ­ ­
­ ­ ­ ­ Geschälte Klettenwurzeln, eine Zeit lang in Wasser eingelegt, um die Bitterstoffe herauszuziehen, ergeben ein vorzügliches Herbstgemüse. Dabei wirkt das enthaltene Inulin wie ein Ballaststoff, da unserem Körper das Enzym fehlt, um diesen Zucker aufzuschließen.