winterlicher Fruchtstand der Karde

Kräuternachrichten Nr. 12 - Winter 2018

Weberdistel, Kardätschendistel, Walkerdistel -
Aber nein - eine Distel ist es nicht, ...

… auch wenn ihre stachelige Erscheinung uns an eine Distel denken lässt. Vielmehr bildet sie eine eigene Pflanzenfamilie, die Kardengewächse, gemeint ist die Wilde Karde (Dipsacus sylvestris). Manche ihrer volkstümlichen Namen beziehen sich auf ihr wehrhaftes Aussehen: Igelkopf oder Kratzkopf ; andere erinnern daran, wofür sie früher häufig genutzt wurde: nämlich zum Kämmen der Pferde (Kardätsche) und der Wolle, das auch kardieren genannt wird. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Weber-Karde, eine mit der Wilden Karde eng verwandte Art vor allem in Frankreich und Deutschland für die Textilindustrie angebaut. Sogar im Zunftzeichen der Tuchmacher ist sie

mitverewigt.
 
Im Herbst und Winter ziert ihr brauner Fruchtstand vielerorts die Wegränder und so manche Wiese. Die zweijährige Pflanze hat im Sommer geblüht, hat ihre zahlreichen Samen ausgestreut und ist danach abgestorben. Viele Samen haben gekeimt! Rings um die Mutterpflanze herum wachsen nun lauter dunkelgrüne Rosetten und ihre Blätter sind
ebenso stachelig, wie die ganze Pflanze. Im Frühjahr erhebt sich der Blütenstängel und wächst in die Höhe, um dann im Sommer zu blühen.
Die nektarreiche Blüte ist eine gute Bienenweide, wird aber auch sehr gerne von Hummeln besucht. Sie weist eine eigenartige Besonderheit auf: Die violetten Blütenblätter erscheinen zuerst ringförmig in der Mitte des walzenförmigen Blütenstandes. Dieser Blütenring teilt sich alsbald, ein Teil wandert nach oben, einer nach unten.
 
Diese Eigenart hat man nach der Signaturenlehre mit der sog. Wanderröte in Verbindung gebracht, einem Symptom das z. B. bei Borreliose häufig, aber leider nicht immer auftritt. Bei der Wanderröte bildet sich um den Zeckenbiss herum eine ringförmige Rötung, die sich innerhalb von 10 – 14 Tagen immer weiter ausdehnt und dann verschwindet. Man kann bei diesem Symptom relativ sicher davon ausgehen, dass eine Infektion mit Borrelien vorliegt und rasches Handeln ist gefragt!

Heilkundliches

In der Volksheilkunde haben die Blätter und vor allem die Wurzel der Karde schon sehr lange einen festen Platz. Aufgrund ihrer Inhaltstoffe – zu nennen sind hier u. a. Bitterstoffe, Saponine und Phenole – wirkt sie antibakteriell, entzündungswidrig, verdauungsstärkend, entgiftend, ausleitend und zellschützend.
In neuerer Zeit kommt der Wilden Karde eine zunehmende Bedeutung bei der naturheilkundlichen Behandlung von Borreliose zu. Dabei wird die im Herbst gegrabene, sehr bittere Wurzel kurmäßig als Tinktur verabreicht.
Betroffene berichten von sehr guten Erfolgen, doch wissenschaftliche Belege gibt es bislang noch nicht. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl, selbst betroffen von dieser Infektion, hat dieser Krankheit und ihrer Behandlung ein ganzes Buch gewidmet und er schreibt, dass die Kardenwurzel im Körper ein Millieu schaffen kann, das den Borrelien nicht behagt und diese so letztendlich vertrieben werden.
Wer diese imposante Pflanze in seinem Garten heimisch machen möchte, gräbt sich jetzt im Winter oder im zeitigen Frühjahr, wenn der Boden frostfei ist, eine der zahlreichen rosettenartigen Jungpflanzen aus und lässt sie nach der Blüte aussamen. Nicht nur Bienen und Hummeln werden sich
über diese Schänke freuen. Auch Distelfinken lieben die Samen. Und die Blätter der Karde bilden an ihrer Blattbasis ein kleines Basin, in dem sich Regenwasser sammelt. Sie dienen so als Tränke für allerlei Insekten.

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